Marx on science – Marx über Wissenschaft

“.. alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen …” (Marx, K. 1980: Das Kapital. Dritter Band. Dietz Verlag: Berlin, S. 825).

“But all science would be superfluous if the outward appearance and the essence of things directly coincided.” (https://www.marxists.org/archive/marx/works/1894-c3/ch48.htm)

Konstruktivistischer Methodenpool von Kersten Reich

Bedeutet kritische Hochschullehre lediglich das Vermitteln von Inhalten, die sich als “kritisch“ verstehen? Oder bedeutet kritische Lehre auch, das eigene Lehrhandeln zu hinterfragen, also seine eigene Rolle sowie die der Studierenden kritisch zu reflektieren? Hochschullehre selbst krankt häufig daran, stark inhalts- und wenig methodengetrieben zu sein – eine Folge der mangelnden didaktischen Ausbildung der Hochschullehrer, aber auch der großen Studierendengruppen, die gängige Kleingruppenmethoden erschweren oder unmöglich machen. Kurzum, die Frage was Lernen an Hochschulen eigentlich ist und welche Rolle den daran Beteiligten zukommt, bleibt im universitären Alltag häufig auf der Strecke.

Mögliche Inspiration für eine kritisch reflektierte Hochschullehre, die auch emanzipatorische Potenziale ausloten möchte, kann eine konstruktivistische Didaktik sein, wie sie Kersten Reich vorschlägt. Folgt man dieser, ist die Aufgabe von Pädagogik nicht, Lerninhalte in die Köpfe der Studierenden zu „kopieren“, sondern diese umfassend an der Gestaltung von Lernprozessen und -umgebungen zu beteiligen. Reich beschreibt drei grundlegende Aneignungsmodi von Welt, die Lernenden zu Verfügung stehen: Konstruktion, Rekonstruktion und Dekonstruktion. Konstruktion bedeutet bei Reich die Ableitung von Hypothesen aus eigenen Beobachtungen und eigenem Erleben. Rekonstruktion bedeutet die Übernahme von Konstruktionen, die andere bereits geleistet haben. Dekonstruktion dahingegen bedeutet, eigene und fremde Konstruktionen aufzubrechen und somit neues Wissen zu schaffen.

An der Hochschule, insbesondere in Vorlesungsformaten mit vielen Studierenden, überwiegt häufig die Rekonstruktion. Aufgabe einer kritischen Hochschullehre kann es daher auch sein, eigenen Konstruktionen der Studierenden sowie gemeinsamen Dekonstruktionen Raum zu geben oder sie bewusst methodisch heraus zu kitzeln. Um dies zu ermöglichen, ist laut Reich nicht nur Methodenkompetenz seitens des oder der Lehrenden, sondern auch eine vielfältiges Methodenangebot in der Lehre nötig. Vorschläge hierfür finden sich auf Reichs Methodenpool: http://methodenpool.uni-koeln.de/uebersicht.html

Literatur:

  • Reich, Kersten (2006, 3. völlig überarbeitete Auflage): Konstruktivistische Didaktik. Weinheim u.a. Beltz. 330 Seiten.
  • Reich, Kersten (2005, 5. Auflage): Systemisch-konstruktivistische Pädagogik. Weinheim u.a. Beltz. 299 Seiten.